Schniderbudig

Armin Rüeger «wiederbelebt»

Der weltberühmte Komponist Othmar Schoeck und sein bescheidener Bischofszeller Lieddichter und Apotheker Armin Rüeger wurden «wiederbelebt»: Die Vernissage zur Sonderausstellung der beiden Freunde im Museum Bischofszell machte Erinnerungen lebendig und die besondere Musik erlebbar.

Armin Rüeger (1886 bis 1957) erlangte vor allem Bekanntheit durch drei Libretti, die er für seinen Freund Othmar Schoeck verfasste – einem der bedeutendsten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Vernissage zur Sonderausstellung «Armin Rüeger – mehr als Textdichter von Othmar Schoeck» verdeutlichte am Freitagabend, 19. April 2024, im zum Bersten vollen Museums-Eventlokal «Schniderbudig» und anschliessend im Museum selber: Die dichterische Begabung hat Rüeger ausgezeichnet. Er hat zum Teil zu existierenden Kompositionen gedichtet und in Schoeck neidlos die grössere künstlerische Begabung erkannt. Dessen musikdramatischen Werke mit den Liedtexten von Armin Rüeger finden sich in den bekannten Opern «Don Ranudo», «Venus» und «Massimilla Doni». Der Bischofszeller Lehrkräftechor «Blech» gab von Schoecks Liedern gewissermassen als Beweismaterial eindrückliche Kostproben.

«Blech» lässt die Freunde «klingen»

Der Grossneffe des Komponisten und Leiter des Schoeck-Festivals in Brunnen, Alvaro Schoeck, konnte in seiner Laudatio mit humorvoll-differenzierten Worten die musikalische und dichterische Bedeutung dieser ungewöhnlichen Freundschaft aufzeigen. Der bedacht-intellektuelle Rüeger sei das «perfekte Pendent» von Schoeck gewesen und der einzige Freund, der ihm zeitlebens treu zur Seite gestanden sei. Den ersten bedeutenden Operntext habe Rüeger eigentlich gar nie geplant. Er habe es fertiggebracht, «aus wilden Klangfantasien ein gutes Werk zu machen». Schoeck habe mit seiner eigenwilligen und impulsiven Musikerader die Familie Rüeger als Gast zusammen mit seinem Freund bisweilen nach nächtlichem Wein- und Rauchgenuss frühmorgens ganz schön auf die Probe gestellt. Dies kommt in der Ausstellung und dem Begleitbuch gut zum Ausdruck. Die Ausstellung sei in dieser Form und Tiefe einzigartig und nur deshalb möglich geworden, weil sie als Co-Produktion des Schoeck-Festivals Brunnen und des Museums Bischofszell realisiert werden konnte, sagte Alvaro Schoeck.

Tiefgründiger, zurückgezogener Mensch

Im locker-lebendigen Gespräch entlockte Alvaro Schoeck zudem den beiden Enkelinnen Rüegers spannende Details aus dem bewegten Leben des Apothekers, der auch als Kulturschaffender engagiert war. Enkeltochter Veronika Bosshard sagte, dass er das «Wesen der Menschen spürte und wofür sie sich eignen». Er sei ein tiefgründiger Mensch gewesen. Bosshard lebt seit rund 30 Jahren wieder im Haus ihres Grossvaters, wo ihre Mutter die väterliche und aus historischer Sicht einzigartige Apotheke weitergeführt habe, die sie schliesslich dem Museum Bischofszell vermacht hat. Die Apotheke habe er nebst seinen vielfältigen anderen Engagements im kulturellen und künstlerischen Bereich erfolgreich führen können, weil er gute Mitarbeitende gehabt habe. Rüeger habe sehr viel Medikamente selber gemacht, sagte ihre Cousine Silvia Von der Waerden. Es sei fast «unglaublich, was er alles bewerkstelligt hat». Es sei nun schön zu sehen, dass «dieser zurückgezogene Mensch so ein Publikum bekommt». Das habe er mehr als verdient. Veronika Bosshard windete auch ihrer Grossmutter ein Kränzchen: «Wenn sie nicht geschaut hätte, dass der Karren läuft, wäre es auch den Herren Rüeger und Schoeck nicht möglich gewesen derart Grossartiges zu leisten.»

Verschiedene Wege, immer nah

In einem gut dokumentierten Raum im Museum Bischofszell lernt man die beiden Freunde Rüeger und Schoeck und ihren Werdegang kennen. Christa Liechti, Museumspräsidentin und Projektleiterin der Sonderausstellung, freute sich, dass die Sonderausstellung überdies den interessanten Bezug zur altehrwürdigen Apotheke herstellt, die in ihrer ganzen Pracht ebenfalls im Museum zu sehen ist. Liechti führte in die vielseitigen Belange ein, die – verteilt auf das ganze Museum – mit Armin Rüeger zu tun haben.

Die Sonderausstellung dauert bis am 31. Oktober 2024.


Alvaro Schoeck schilderte humorvoll-differenziert Leben und Schaffen und Armin Rüeger und seines Grossonkels Othmar Schoeck.

Museumspräsidentin Christa Liechti stellte den Lehrkräftechor «Blech» vor, der die Vernissage mit Liedern von Othmar Schoeck musikalisch bereicherte.

Alvaro Schoeck entlockte den Rüeger-Enkelinnen Silvia Van der Waerden und Veronika Bosshard originelle Details aus dem Leben ihres Grossvaters Armin Rüeger.

Beitrag von Radio SRF

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