Historisch, frisch, fantastisch – mit diesen Schlagwörtern machte das Museum Bischofszell an seinem Jubiläumswochenende klar, dass es mit 100 Jahren keineswegs zum alten Eisen gehört.
Zum 100-Jahr-Jubiläum hat sich die Museumsgesellschaft Bischofszell einiges einfallen lassen: Am offiziellen Festakt am Samstag, 28. Juni 2025, stellte Vereinspräsidentin Christa Liechti einerseits die reich bebilderte Jubiläumschronik des ehemaligen Museumsaktuars Herbert Kägi vor, der es verstand, die bewegte Geschichte lebhaft darzustellen. Andererseits betonte sie bewusst, dass das Museum auch zu neuen Ufern aufbrechen will: Mehr Wissen an neue Zielgruppen vermitteln, neue Mitglieder gewinnen, attraktive Veranstaltungen organisieren sowie mit dem Museumscafé und der Schniderbudig gastronomische Nischen erschliessen. Kurzum brachte es Liechti auf den Punkt, welchen Fokus man aus dem Jubiläumsjahr mit ins zweite Jahrhundert starten will: «Wir bleiben ein historisches Museum, positionieren uns aber frisch und fantastisch.»
Kulturelles Wissen bewahren
Nicht ganz unvertraut mit dem Museum ist die Thurgauer Regierungsrätin Denise Neuweiler, die in Sitterdorf aufgewachsen ist. Sie lobte die Einzigartigkeit und die hervorragende Arbeit des Leitungsteams und der Freiwilligen des Museums: «Die Museumsgesellschaft Bischofszell leistet seit 100 Jahren grösstenteils ehrenamtliche Arbeit.» Als Bildungsministerin sei es ihr bewusst, wie bedeutsam es ist, dass regionale Objekte und Themen erforscht werden. Das Museum vermittle die regionale Geschichte an Besuchende «und bewahrt damit das kulturelle Wissen der Stadt, der Region, von Firmen und von Familien.»
Verloren Geglaubtes und Trump geholt
Der Bischofszeller Stadtpräsident Thomas Weingart freut sich generell, dass in den letzten Jahren im Städtli viel neues Engagement aufgeblüht ist, wozu auch das Museum zählt: «Unser Museum ist wie eine kleine Zeitkapsel, voll mit Erinnerungen, Rätseln, Geschichten und Überraschungen. Es gibt uns ein gutes, vertrautes Gefühl, das Gefühl, dass man verloren Geglaubtes zurückholen kann.» Ein Geschenk habe er nicht, aber Geld sei dringend nötig, wie es auch auf der Titelseite der Chronik durchschimmert. Was könne man deshalb anderes gebrauchen, als einen reichen Onkel aus Amerika, sagte der Stadtpräsident, überbrachte ein Geschenk «aus der Kategorie ‘Do hesch denn s’Gschänk’» und entnahm einem grossen roten Koffer den US-Präsidenten Donald Trump als menschengrosse Pappfigur, die prompt – generiert mit künstlicher Intelligenz (KI) – gratulierte: «Ich liebe das Museum und die City of Roses und vor allem die beiden hübschen Frauen. Thank you, Christa, thank you, Corina», sagte KI-Trump und erklärte, dass er sie gerne als neue Kulturministerinnen engagieren werde. «Das muss nicht sein, Herr Trump» erwiderte Weingart, und meinte mit einem Augenzwinkern: «Schön, dass man ihn wieder im Koffer verstauen kann.» Dementsprechend fokussierte sich Kuratorin Corina Tresch De Luca am Jubiläumswochenende weiter auf ihre Kernkompetenz und ihr grosses Anliegen, Kindern und ihren Familien das Museum näher zu bringen: Auf einer Schatzsuche im Museum organisierte sie eine Rätseltour, auf der die Gäste viel Spass hatten und Neues über die bewegte 100-jährige Geschichte des Museums und der Region erfuhren.
«Historische Abkühlung» im Museum
Die öffentlichen Führungen stiessen am Wochenende ebenfalls durchwegs auf grosses Interesse. Das stattliche Altstadthaus verschaffte angesichts der heissen Sommertage geradezu «historische Abkühlung» im Museumscafé und während der Ausführungen über heisse geschichtliche Begebenheiten der letzten Jahrhunderte. Dafür konnte man im Museumsgarten des trendigen Eventlokals Schniderbudig, das ebenfalls von der Museumsgesellschaft betrieben wird, heisse Grilladen und kühle Drinks geniessen.
Verborgene Schätze
Ob ein persönliches Erbstück oder Sammelobjekt vielleicht von unschätzbarem Wert ist, erfuhren viele Personen am Schätzevent «Kunst oder Kitsch». Fachleute durchleuchteten Gegenstände auf ihren Wert, seien es Bilder, Münzen, Textilien, Uhren oder Schmuck gewesen. Nicht schlecht staunten vor allem die vielen neuen Museumsgäste, dass ein Team von vielen Freiwilligen laufend damit beschäftigt ist, unzählige historische Gegenstände professionell zu erfassen und zu inventarisieren. Sie zeigten den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, wie sie ihre Arbeit verrichten. Die Kuratorin machte klar: «Die Arbeit wird uns noch lange nicht ausgehen, und wir werden dereinst auch wieder neue Einblicke gewähren können.»
Feiern gut gelaunt, in Chronik und historische Protokolle vertieft, das 100-Jahr-Jubiliäum des Museums (von links): Stadtpräsident Thomas Weingart, Regierungsrätin Denise Neuweiler, Kuratorin Corina Tresch De Luca, Museumspräsidentin Christa Liechti und Chronist Herbert Kägi.
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